Von Gaimersheim bis ins schwarze Meer

Eine Fülle an interessanten Informationen über den Gaimersheimer Retzbachpark erhielten 11 Mitglieder der Wasserwacht Gaimersheim von der Landschaftsarchitektin Susanne Donaubauer. Sie ist Mitarbeiterin des Ingolstädter Planungsbüros Weinzierl Landschaftsarchitekten und hat im letzten Bauabschnitt die Ausführung der Arbeiten in der Bauleitung begleitet.

Als Gewässer dritter Ordnung wurde der begradigte Retzbach im Rahmen der Umsetzung des 2006 vom Marktgemeinderat Gaimersheim beschlossenen Gewässerentwicklungsplanes des Marktes Gaimersheim nach Baubeginn im Jahr 2008 in einer Bauzeit von 10 Jahren bis zum Mai 2018 auf einer Länge von ca. 1,6 km in drei Bauabschnitten naturnah umgestaltet.

Als erste Teilmaßnahme führte der Markt Gaimersheim in den Jahren 2008/2009 in eigener Regie umfangreiche Maßnahmen zur Renaturierung des Quellgebiets durch:
Um den ursprünglichen Gewässerverlauf aus dem 19. Jahrhundert mit seinen „Mäander“ genannten Flussschlingen wieder herzustellen, wurde das Gewässer in ein neues Bachbett im südlich der Quelle angrenzenden Grundstück umverlegt. Dabei wurden die Ufer dem natürlichen Verlauf angeglichen und der Verbau der ursprünglichen Quelle verschwand. Eine weitere bislang verschüttete Quelle wurde freigelegt, sie fließt nun in einem kleinen Nebenbach dem Retzgraben zu.

Zwischen der Ingolstädter Straße und der Angermühle stand in der zweiten Ausbauphase ab Februar 2013 die Entwicklung eines attraktiven Naherholungsgebietes („Retzbachpark“) im Vordergrund. Dafür wurden unter Einbeziehung des Retzbaches unterschiedliche Freiräume mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen. Südlich der Caritas Tagespflegestation bieten einige moderne Sportgeräte ein vielseitiges Angebot für Fitness und Gesundheit. Großzügige Wiesen bringen spannende Abwechslung und laden nicht nur Kinder zum kreativen Spielen ein. Am Ufer des Bachlaufes kann man die Ruhe des langsam fließenden Gewässers genießen. Mit Materialien aus der Natur haben die Planer Holzdecks, Ruhebänke und Sitzblöcke am Wasser gestaltet. Brücken und Steinblöcke ermöglichen die Gewässerquerung.

Im dritten und letzten Bauabschnitt zwischen der Angermühle und der Kraibergstraße lag der Schwerpunkt bis zur Fertigstellung im Mai 2018 in der Renaturierung des begradigten Retzbaches und in der Wiederherstellung der Bachaue. Zur Erhöhung der Lebensraumvielfalt wurde das natürliche Hochwasserrückhaltevermögen durch geeignete Geländemodellierung verbessert. Dabei wurden durch Bodenabtrag Mulden ausgebildet und so wertvoller Retentionsraum geschaffen. Gleichzeitig wurden Erhöhungen als gestalterisches Mittel eingesetzt, um verschiedene Blickwinkel und Eindrücke auf das Wasser und den Park zu ermöglichen.
Initialpflanzungen aus geeigneten Gehölzen dienen vor allem der Beschattung des Bachbetts und sollen das Algenwachstum vermindern.
Zur Unterstützung der Gewässerdynamik wurden Tothölzer bzw. Steinschüttungen eingebracht. Störsteine sorgen für eine Sauerstoffanreicherung im Wasser und die Beseitigung von Hindernissen im Gewässer kommt der heimischen Fischfauna zugute. Die Bepflanzungen am Bachverlauf werden zukünftig positiv das Kleinklima beeinflussen und damit die Tiervielfalt fördern.

Bereits in der Planungsphase hatte man festgestellt, dass in den Retzbachauen der Kiebitz beheimatet ist. Da Wasservögel oder auch die Wiesenbrüter, die ihren Nachwuchs am liebsten direkt neben nahrungsreichen Wasserpfützen aufziehen, extrem störanfällig sind und vor allem in der Brutzeit leichte Beute für frei laufende Hunde sind, gilt im gesamten Parkgelände ein Leinenzwang für Hunde – verantwortungsbewusste Hundehalter haben dafür sicher Verständnis.

Zum Schluss noch ein paar Fakten:

1. Bauabschnitt ca. 11.000 m²
2. Bauabschnitt ca. 45.000 m²
3. Bauabschnitt ca. 140.000 m²

Das Bett des Retzbachs ist im Gemeindegebiet Gaimersheim übrigens insgesamt ca. 4,5 km lang, davon wurde eine Bachlänge von ca. 1,6 km renaturiert.
Der naturnahe Gewässerumbau wurde mit 75 % vom Freistaat Bayern gefördert (RZWas2016).

Wussten sie, dass der Retzbach bei Unterhaunstadt in den Mailinger Bach übergeht und damit in die Donau fließt?
Genau genommen fließt unser Retzbachwasser letztlich also ins schwarze Meer …

Die WW Gaimersheim sagt Danke für die interessante Führung.

Bild- und Textquellen:

https://www.donaukurier.de/lokales/ingolstadt/Retzbach-schlaengelt-sich-wie-frueher-durch-den-Markt;art599,2066781

https://www.wwa-in.bayern.de/fluesse_seen/massnahmen/mass31/index.htm

https://www.competitionline.com/de/projekte/56545

https://landschaftsarchitektur-heute.de/projekte/details/2790

https://www.lfu.bayern.de/natur/artenhilfsprojekte_voegel/wiesenbrueter/arten_artenschutz/index.htm